Rechtsvergleichung an der Sprachgrenze

Das Institut für Zivilrecht sowie das Institut für Italienisches Recht der Universität Innsbruck luden Mitte Juni gemeinsam mit dem Südtiroler Bildungszentrum zu einer Tagung, die sich mit dem Thema der Rechtsvergleichung in mehrsprachigen Rechtsordnungen beschäftigte.
v.l.: Prof. Hilpold, Prof. Schwartze, Dr. Walter Steinmair und Prof. Eccher.
v.l.: Prof. Hilpold, Prof. Schwartze, Dr. Walter Steinmair und Prof. Eccher

„Die Universität Innsbruck weist eine lange Tradition in den Bereichen Rechtsvergleichung, Internationales Recht und Europarecht auf“, erklärte Prof. Peter Hilpold vom Institut für Italienisches Recht, der die Tagung gemeinsam mit Prof. Andreas Schwartze vom Institut für Zivilrecht sowie Prof. Bernhard Eccher vom Institut für Italienisches Recht organisiert hat. Als Landesuniversität sowohl für Nord- als auch für Südtirol sei die Universität Innsbruck prädestiniert für rechtsvergleichende Untersuchungen nördlich und südlich des Brenners. Prof. Schwartze ergänzte, dass die zentrale Lage sowie die Nähe nicht nur zu Italien sondern auch zu Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein für eine noch engere Vernetzung mit wissenschaftlichen Einrichtungen aus diesen Rechtsräumen genutzt werden sollte. In einem zusammenwachsenden Europa werde die Stärkung der internationalen Bezüge des Rechts immer wichtiger.

 

„Aus Anlass des Gedenkjahres 2009, in dessen Rahmen die Südtiroler Landesregierung Initiativen startete, die die Verbindung zwischen Nord- und Südtirol weiter festigen sollen, konzipierten wir an der Universität Innsbruck ein Forschungsprojekt, das die Verbindungslinien zwischen den Landesteilen aufzeigen soll“, erklärte Hilpold. Das Projekt solle auch zeigen, wo aktuell ein reger Austausch stattfinde und in welchen Bereichen noch weiteres Potential für eine Intensivierung der Zusammenarbeit bestehe.

Erste Ergebnisse präsentiert

Nach über einjähriger Recherchearbeit wurden nun erste Ergebnisse im Rahmen der Tagung an der Universität Innsbruck präsentiert. Die Endergebnisse sollen noch in diesem Jahr in einer umfassenden Publikation veröffentlicht werden.

 

Auch wenn im Rahmen der Arbeiten der rechtshistorische Ansatz sehr ausgeprägt ist, galt das primäre Augenmerk der Juristen dem geltenden Recht. „Unser Ziel war nicht, eine nostalgische Betrachtung einer Landeseinheit zu k.-u.-k-Zeiten vorzunehmen, sondern aufzuzeigen, welches Potential für eine aktuelle und zukünftige Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südtirol besteht“, so Hilpold. So reichten die Vorträge der Tagung von den Perspektiven grenzüberschreitender Kooperation im Alpenraum über neue Instrumente europäischer Zusammenarbeit und neuen Perspektiven der Selbstbestimmung bis hin zum Wirtschaftsstandort Tirol.

 

Um das Thema noch breiter zu diskutieren, wurden die rechtsvergleichenden Untersuchungen zum Tiroler Raum um allgemeine Herausforderungen, die mit der Rechtsvergleichung im mehrsprachigen Kontext verbunden sind, erweitert. Zu diesem Thema lieferten Prof. Rainer Schweizer aus St. Gallen und Prof. Jörg Luther, Universitá del Piemonte Orientale, in ihren Vorträgen eine umfassende Einführung.

 

„Ich möchte allen Mitveranstaltern und Sponsoren meinen Dank aussprechen. Diese Tagung ist gleichzeitig die erste, die vom neu gegründeten „Forum für Rechtsvergleichung“ gesponsert wird. Mit dieser Einrichtung soll von Bozen ausgehend und in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftseinrichtungen, wie etwa der Universität Innsbruck, Forschung im rechtsvergleichenden und internationalrechtlichen Bereich vorangetrieben und gefördert werden“, so Hilpold abschließend. Prof. Schwartze hob hervor, dass die Tagung das Potential der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, insbesondere der beteiligten Institute, auf den Gebieten der Rechtsvergleichung sowie des Europäischen und Internationalen Rechts verdeutlicht habe. Die Vorträge und Diskussion seien, wie auch zahlreiche Teilnehmer bestätigt hätten, informativ und sehr anregend gewesen. Es sei daher zu erwägen, in absehbarer Zeit eine ähnliche Veranstaltung zu organisieren, um den wissenschaftlichen Austausch weiter zu fördern.

(sr)

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