Naturstoffe hinterfragen

Mit Albert Eschenmoser referierte am vergangenen Freitag eine herausragende Forscherpersönlichkeit im Großen Hörsaal der Chemischen Institute. Der international anerkannte Schweizer Chemiker war aus Anlass der Verleihung des Ehrendoktorats an der Universität Innsbruck und gab seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur ‚Chemie des Lebens’ an zahlreiche Zuhörer weiter.
Prof. Bernhard Kräutler, Prof. Albert Eschenmoser und Prof. Tilmann Märk
Prof. Bernhard Kräutler, Prof. Albert Eschenmoser und Prof. Tilmann Märk

Albert Eschenmosers Bedeutung als Forscherpersönlichkeit beruht auf seinen hervorragenden Beiträgen zur modernen Organischen Chemie. Sein umfassendes Interesse betrifft die Chemie organischer Verbindungen und da vor allem deren Rolle in der Natur. Er hat Naturstoffe wie das Vitamin B12 erstmals synthetisiert, die „Eschenmoser-Fragmentierung“ entwickelt und das ebenfalls nach ihm benannte „Eschenmoser Salz“ entdeckt. Auf Einladung der Fakultät für Chemie und Pharmazie referierte er vergangenen Freitag über diese Fragen in Innsbruck. Forschungsvizerektor Tilmann Märk begrüßte den Gast an der Universität Innsbruck und der Eschenmoser-Schüler Bernhard Kräutler stellte den Wissenschaftler als „einen ganz Großen in der Organischen Chemie“ vor.

Lange und erfolgreiche Laufbahn

Der Schweizer Chemiker wollte mit seinem Vortrag, die zahlreich erschienen – vor allem jüngeren – Zuhörerinnen und Zuhörer mit der Freude und Faszination der Forschung infizieren, wie er sagte. Eschenmoser stellte dabei drei wesentliche Etappen seiner langen und erfolgreichen wissenschaftlichen Laufbahn ins Zentrum der Präsentation. Am Beginn seines Forscherlebens stand die Arbeit mit Terpenen, einer großen Klasse von chemischen Verbindungen, die in Organismen natürlich vorkommen. Durch die Abkehr von rein strukturellen Überlegungen hin zu einem mechanistischen inspirierten Denken, das die Bedeutung vom Ablauf der chemischen Prozesse für die Struktur berücksichtigte, gelang der Generation um Albert Eschenmoser in den 1950er-Jahren ein Paradigmenwechsel, mit dem sie zahlreiche bis dahin nicht korrekt bestimmte chemische Strukturen von Naturstoffen korrigieren und deren natürliche Entstehung (Biogenese) erklären konnten. In der Synthese von Naturstoffen wurden in jenen Jahren immer komplexere Moleküle ins Auge gefasst. Eschenmoser selbst setzte sich damals zum Ziel, das Vitamin B12 synthetisch herzustellen, was im schließlich in den 1970er-Jahren auch tatsächlich gelang. Nachdem er sich lange Jahre mit den strukturellen Besonderheiten der B12-Synthese auseinander gesetzt hatte, wendete sich der Chemiker Ende der 1980er-Jahre vermehrt den Nukleinsäuren zu und beschäftigte sich mit den chemischen Grundlagen der Entstehung des Lebens.

Vielfach ausgezeichneter Wissenschaftler

Albert Eschenmoser wurde 1925 in der Schweiz geboren, erhielt 1949 sein Diplom und 1951 den Doktor der Naturwissenschaften (D.Sci.) von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), wo er 1956 Privatdozent, 1960 außerordentlicher Professor und 1965 ordentlicher Professor für Allgemeine Organische Chemie wurde. Eschenmoser erhielt zahlreiche hohe wissenschaftliche Auszeichnungen wie den renommierten Wolf-Preis und die Benjamin Franklin Medaille. Er ist außerdem Ehrendoktor der Universitäten von Fribourg, Chicago, Edinburgh, Bologna, Frankfurt, Strasbourg und Harvard, sowie vom Scripps Research Institute und Mitglied aller führenden wissenschaftlichen Akademien der Welt.

(cf)

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