Die Sonne als Triebfeder der Erderwärmung?

Der dänische Physiker und Klimaforscher Henrik Svensmark ist der Überzeugung, dass nicht Treibhausgase sondern die Sonnenaktivitäten in erster Linie für die momentane Erderwärmung verantwortlich sind. Seine Thesen präsentierte er auf Einladung des Instituts für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie am Montagabend in der Aula der Universität.
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Prof. Svensmark (li.) wurde von Prof. Bernd M. Rode nach Innsbruck eingeladen.

Die in den letzten Jahrzehnten zunehmende Erderwärmung ist in der Fachwelt weitgehend unumstritten. Über deren Ursachen hat sich freilich eine zum Teil heftig geführte Debatte entsponnen. Der viel beachtete und 2007 mit dem Friedensnobelpreis honorierte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schreibt die Erderwärmung auf Grund des nachgewiesenen Anstiegs von Treibhausgasen, dem Vergleich mit Palaeobefunden und einem verbesserten Prozessverständnis mit großer Wahrscheinlichkeit vom Menschen produzierten Ursachen zu. Dem hält Prof. Henrik Svensmark seine These entgegen, wonach die kosmische Strahlung sowohl die aktuelle als auch historische Temperaturschwankungen auf der Erde erklären kann. Die Höhenstrahlung wurde im vergangenen Jahrhundert vom lange in Innsbruck tätigen Physik-Nobelpreisträger Victor Franz Hess entdeckt.

 

Henrik Svensmark untersucht seit über zehn Jahren den Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung, Sonnenaktivität und Wolkenbildung in der unteren Atmosphäre. Demnach regt die kosmische Strahlung durch Ionisation die Bildung von Kondensationskernen und damit von Wolken an. Je nach Intensität des Sonnenmagnetfelds treffen mehr oder weniger kosmische Teilchen auf die Erde. Je höher die Sonnenaktivität ist, desto weniger Wolken werden in der Atmosphäre gebildet. Da Wolken aber Sonnenstrahlung reflektieren und damit einen kühlenden Effekt für die Erde haben, hat die stärkere Sonnenaktivität eine größere Erwärmung auf der Erde zur Folge. Svensmark nennt etwa das Maunderminimum als Beispiel: In dieser Periode stark verringerter Sonnenfleckenaktivität in den Jahren zwischen 1645 und 1715 kam es auf der Erde zu einer kleinen Eiszeit. Selbst kleine Veränderungen der Wolkendecke reichen aus, um die Erde abzukühlen oder zu erwärmen. Die Schwankungen der Erdtemperatur im letzten Jahrhundert lagen nach den Ergebnissen Svenmarks genau im Einklang mit der Sonnenaktivität.

 

Henrik Svensmark war von 1988 bis 1993 an der University of California, Berkeley, am Nordic Institute of Theoretical Physics und am Niels-Bohr-Institut tätig, anschließend arbeitete er am Dänischen Meteorologischen Institut. Seit 1998 forscht er am Dänischen Institut für Weltraumforschung, wo er seit 2004 ein eigenes Forschungszentrum für Kosmoklimatologie leitet.

(cf)

 

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