Mitarbeiterin der Uni Innsbruck ausgezeichnet

Eine besondere Ehre wurde am Mittwoch Dr. Elisabeth Grosinger-Spiss im Innsbrucker Landhaus zuteil. Landeshauptmann Günther Platter überreichte der Unimitarbeiterin das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Die Republik würdigt damit ihre Verdienste um die Erforschung des Schicksals von Roma und Jenischen im Österreich der NS-Zeit.
LH Günther Platter überreichte Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst  …
LH Günther Platter überreichte das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst an Dr. Elisabeth Grosinger-Spiss.

Schon während ihrer Kindheit im Mittelburgenland kam Elisabeth Grosinger mit Roma in Kontakt. „Es war damals Tradition, dass die Roma zu Ostern oder Allerheiligen in die Bauernhäuser kamen“, erzählt die promovierte Unimitarbeiterin, die seit über 25 Jahren in der Verwaltung der Universität Innsbruck und heute als persönliche Referentin des Dekans der Fakultät für Bildungswissenschaften tätig ist. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit absolvierte Elisabeth Grosinger ein Pädagogikstudium, in dem sie sich auch mit der Verfolgung von Minderheiten durch die Nationalsozialisten beschäftigte. „Die damalige Professorin am Institut für Erziehungswissenschaften, Gerburg Treusch-Dieter, legte mir diese Frage dann als Thema meiner Diplomarbeit nahe.“ So entstand 1996 eine Arbeit über den pseudowissenschaftlichen Hintergrund ethnischer Verfolgungspolitik, die Kultur der Roma und die Vernichtung der burgenländischen „Zigeuner“ in der NS-Ära, die später auch als Buch erschien und für die Grosinger mehrfach ausgezeichnet wurde.

 

Erstmals wissenschaftliche Belege für Verfolgung

 

Diese Arbeit war auch der Grundstein für ihre Dissertation, in der sie das Thema auf die Verfolgung der Jenischen in Tirol ausweitete. Deren Schicksal war von der Forschung bislang völlig ausgeblendet worden. Der Präsident des Jenischen Kulturverbandes Österreich, Alois Lucke, betont deshalb auch: „Frau Grosinger hat mit ihrer Dissertation Licht ins Dunkel der Vergangenheit des Jenischen Volkes in Österreich gebracht.“ Grundlage dafür war die alte Innsbrucker Haftkartei, in der Grosinger auf Namen von Jenischen stieß und deren Schicksal während der NS-Zeit durch zahlreiche weitere Archivrecherchen unter anderem in Berlin und Auschwitz aufklären konnte. Zum ersten Mal konnten so Beweise für die Verfolgung der Jenischen während der Zeit des Nationalsozialismus gefunden werden. Die am Institut für Politikwissenschaft angefertigte Dissertation über „Roma und Jenische im Spiegel ihrer Zeit“ blieb aus datenschutzrechtlichen Gründen zunächst gesperrt. Dennoch hat sie bereits jetzt große Resonanz gefunden. So wird aufgrund der Arbeit von Elisabeth Grosinger-Spiss der Name der Jenischen auf dem in diesem Jahr in Berlin errichteten Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen angebracht.

 

Die Republik bringt mit der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst den Respekt, die Anerkennung und die außergewöhnliche Wertschätzung sowie den Dank für die von Grosinger-Spiss erbrachten hervorragenden Leistungen zum Ausdruck.

 

(cf)

 

Link-Tipp:
Fakultät für Bildungswissenschaften