Donau. Verzweigt

Am Dienstag, 21.10.2008, fand die Eröffnung der Ausstellung Donau.Verzweigt im Literaturhaus am Inn statt, wo sie bis 21. 11. 2008 noch zu sehen ist. Dr. Christine Riccabona hielt den Eröffnungsvortrag über die Beziehung zwischen Hubert Mumelter und Franz Tumler.
Donau.Verzweigt wird von 21.10.–21.11.2008 im Literaturhaus am Inn gezeigt.
Donau.Verzweigt wird von 21.10.–21.11.2008 im Literaturhaus am Inn gezeigt.

Deutlich hinterlässt die Donau ihre Spuren. Sie zieht sich als literarisches Motiv durch Texte vieler Autoren, die in Oberösterreich gelebt haben oder leben. Die Donau bietet vor allem auch eine Möglichkeit, Erinnerungen in Fluss zu bringen. Solche Fluss-Erinnerungen halten Überraschungen bereit, sie werfen da Schwemmgut ans Ufer, umspülen dort einen Stein. Sie sind vor allem immer in Bewegung und widersetzen sich einem festen Bild.

 

Wie schreibt man nach 1945, hat man sich auf die Vorgaben des restriktiven Literaturbetriebs im Nationalsozialismus eingelassen? Außer Frage steht die Tatsache, dass sich die Literatur 1945 nicht von heute auf morgen geändert hat. Es gibt keine Stunde Null, darüber herrscht in der Forschung Konsens; worüber es aber weiter nachzudenken gilt, ist, ob, wie und an welchem Punkt sich das Schreiben verändert hat.

 

Am Beispiel des Autors Franz Tumler (1912–1998) sollen Schreibentwicklungen, deren Kontinuitäten und Brüche von 1933 bis 1955 gezeigt werden. Tumler gilt als literarischer Shootingstar des Nationalsozialismus. Mit seiner Erzählung Das Tal von Lausa und Duron (1935) wird er auf einen Schlag bekannt. Preise, Einladungen zu Dichtertreffen und Lesereisen stehen auf der Tagesordnung. Tumler rückt auf eigenen Wunsch in die Wehrmacht ein, legt das Buch als Schwert des Geistes aus der Hand und wird Soldat. Nach Kriegsende erwarten ihn völlig veränderte Arbeitsbedingungen. Mit den neuen Schreibweisen z.B. im Roman Der Schritt hinüber (1956), dem Kontakt zu Gottfried Benn, Walter Höllerer oder Jean Améry und einem Ortswechsel von Oberösterreich weg nach Berlin gelingt dem späteren Direktor der Abteilung Literatur der Berliner Akademie der Künste eine Fortsetzung seines literarischen Werdegangs. Ein Schreibverfahren, das u.a. von Hemingway und Robbe-Grillet beeinflusst ist, löst die der politischen Macht verbundene Metaphorik weitgehend ab. Für Tumler ist der Schritt nach Berlin mehr als bloß eine Ortsveränderung, es ist ein Schritt zu einem neuen Schreibverfahren.

 

Die vom Adalbert-Stifter-Haus in Linz initiierte und finanzierte Ausstellung Donau.Verzweigt wird von 21.10.–21.11.2008 im Literaturhaus am Inn gezeigt. Im gleichnamigen Katalog finden sich Beiträge von Friedbert Aspetsberger, Helga Ebner, Markus Ender, Barbara Hoiß, Johann Holzner, Kerstin Mayr und Wolfgang Wiesmüller.

 

Öffnungszeiten:

Literaturhaus am Inn / Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Josef-Hirn-Straße 5/10

21.10.–21.11.2008
Mo–Fr: 8:00–12:00 14:00–16:00
Führungen auf Anfrage
Kontakt: 0512/507-4513

 

Link: Literaturhaus am Inn 

(ip)