Theater – Workshop zeigte John Guares "Woman at a Threshold, Beckoning"

Der „Theater Workshop“ der Studienrichtung Anglistik und Amerikanistik rund um Kursleiterin und Regisseurin Linda Quehenberger-Dobbs hat sich mit der Inszenierung von John Guares Stück "Woman at a Threshold, Beckoning" an schwieriges und überaus herausforderndes Theater herangewagt und sein Können unter Beweis gestellt.
Die Studierenden spielten "Woman at a Threshold, Beckoning"
Die Studierenden spielten "Woman at a Threshold, Beckoning"

„Buy and bust“ heißt es für eine Grand Jury in New York im Mai 2002. Einen Monat lang bekommen 23 Jurorinnen und Juroren etliche Drogenfälle vorgelegt, über deren Weiterverhandlung sie entscheiden: keine Inhalte, nur Procedere. Die Monotonie der Aussagen und Anklagen wird plötzlich unterbrochen, als eines Tages eine arabische Frau vorgeführt wird, die man terroristischer Verbindungen verdächtigt. Die Erinnerungen an die Anschläge vom 11. September vermischen sich in einer Jurorin, der Hauptfigur Joan, mit Visionen und Weltanschauungen, Glaube, Gott und dem dringlichen Wunsch, dem eigenen Leben und dem Sein und Sterben anderer Sinn zu verleihen.

 

Das Stück des amerikanischen Dramatikers wurde erstmals zur einjährigen Gedenkfeier des 11. September als Teil der Inszenierung Brave New World in der New Yorker Town Hall aufgeführt. Als surreales Gerichtsdrama zeichnet es einen provokativen aber auch spirituellen Weg, die unfassbaren Gräuel jenes Tages und das dadurch entstandene kollektive Trauma zu bewältigen. Die Dimension des Unheils wird mit Ekstase – einem „Spinning“ – aufgewogen, das zum Gegenpol der inneren Erstarrung der Hauptfigur wird. Der sich im Stück wiederholende Satz „This is a very good question“ bleibt bis zum Schluss stehen: Fragen nach Ursachen, Verbindungen, Perspektiven, Sinn und Glaube bleiben unbeantwortet.

 

14 junge Studierende der Anglistik und Amerikanistik, viele darunter zum ersten Mal auf der Bühne, überzeugten als SchauspielerInnen bzw. TheatermacherInnen und verliehen dem darstellerisch herausfordernden Stück Spannung, Substanz und Tiefe. Sie zogen die mehr als 80 ZuseherInnen an den beiden Aufführungstagen in ihren Bann und sorgten für angeregte und anregende Diskussionen im Anschluss an die rund 45-minütige englischsprachige Vorstellung.

 

Veranstaltet wurden die Aufführungen vom Institut für Amerikastudien in Kooperation mit dem American Corner Innsbruck. Das gelungene Projekt zeugt von der Tatsache, dass Theater als Mittel der Forschung und Lehre Kommunikationskanäle schafft und den Dialog zwischen Menschen, Disziplinen und Kulturen immer wieder aufs Neue herausfordert.

Text: Claudia Schwarz