Literarische Laguna am INTRAWI

Der Lagune als Seelenlandschaft, dem entgrenzten Raum zwischen Erde und Wasser, widmet sich das kurze Prosastück „Laguna morta“ von Anna Rottensteiner, das im Sommersemester 2015 am Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) unter der Leitung von Mag. Carla Festi in der Lehrveranstaltung Literarisches Übersetzen Deutsch-Italienisch übersetzt wurde.
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Die glücklichen Kursteilnehmerinnen anlässlich der Lesung. In der Mitte links Anna Rottensteiner, Mitte rechts Carla Festi.

Rottensteiners Text zeigt eine Lagune, die nicht im Schatten der Serenissima steht, sondern den Schauplatz einer Lebensgeschichte voller Ambivalenz und Zerrissenheit darstellt. Dieser Lagune eine „italienische“ Stimme zu geben – das war das Ziel von Mag. Carla Festi und ihren Studierenden. Dass ihnen das erfolgreich gelungen ist, zeigte eine Lesung, die am 24. Juni am INTRAWI veranstaltet wurde. Sie war allerdings nicht die erste in dieser Reihe. Im vergangenen Jahr präsentierten die Studierenden im Rahmen der gleichen Lehrveranstaltung die italienische Übersetzung des Debütromans von Anna Rottensteiner „Lithops lebende Steine“. Projekte solcher Art werden am INTRAWI immer wieder durchgeführt. Nach wie vor eine spannende und lehrreiche Erfahrung, vor allem für Studierende aus dem Ausland, die hier ein Masterstudium oder ihr Erasmus-Semester absolvieren. Wie man an literarische Texte herangeht und sie übersetzt, ist natürlich in einem Semester nicht so einfach zu erlernen – wie die Projektteilnehmerinnen Erika Antonelli und Marica Gusella berichten: „Am Anfang haben wir den Text aufmerksam gelesen und analysiert. Wir tauschten unsere Meinungen aus und versuchten anhand der Textanalyse, alle relevanten Aspekte herauszuarbeiten: Zeit und Schauplätze, Personengestaltung, Erzähler, Sprache und Stil, Aufbau ... Das war wichtig, um schon in dieser ersten Phase die Übersetzungsprobleme als solche zu identifizieren. Die eigentliche Übersetzung wurde dann individuell und im Team angefertigt. Auch das Recherchieren von wichtigen Informationen zu Orten und Gegenständen in der Erzählung hat einige Zeit in Anspruch genommen. Wir haben die Buchautorin, die Leiterin des Literaturhauses Innsbruck ist, zu einem Gespräch eingeladen und hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. So war es möglich, den Text besser zu verstehen. Das Interview wurde schriftlich festgehalten, im Hinblick auf die Lesung, die als Krönung unseres Projekts anzusehen ist.“

Ein Poster gestalten, die passende Musik aussuchen, ein Video mit stimmungsvollen Bildern der Lagune zusammenstellen – das alles wurde von den Teilnehmern in Eigenregie durchgeführt und machte den Werkstattcharakter dieser Lehrveranstaltung aus. Die Lesung diente übrigens einem guten Zweck: Der Erlös der  verkauften Exemplare kommt einer jungen Frau aus Senegal mit ihren drei Kindern zugute. Mit viel Applaus für die Autorin und die Übersetzerinnen (Erika Antonelli, Sophie Bachmann, Carla Capra, Marica Gusella und Jasmine Libiszewski) ging diese Lesung im Juni zu Ende. Wer für das Projekt Senegal spenden und die Erzählung als Computerausdruck auf Deutsch oder auf Italienisch erhalten möchte, kann sich an Anna Rottensteiner wenden: anna.rottensteiner@uibk.ac.at.

(Carla Festi)