Ringvorlesung: Neue Ansätze in der islamischen Theologie und Religionspädagogik

Die durch den Bereich islamische Religionspädagogik des Instituts für Fachdidaktik der School of Education organisierte Ringvorlesung „Neue Ansätze in der islamischen Theologie und Religionspädagogik im europäischen Kontext: Binnen- und Außenperspektiven“ konnte sich über zahlreiche Besucher freuen.
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Die Veranstaltungen im Rahmen der Ringvorlesung erfreuten sich großer Beliebtheit und waren sehr gut besucht.

Die Ringvorlesung wurde mit den Ansprachen des Vizerektors für Lehre und Studierende Univ.-Prof. Dr. Roland Psenner, der Leiterin des Instituts für Fachdidaktik Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Hinger, dem Vorsitzenden der islamischen Religionsgemeinde in Innsbruck Herrn Burhan Türkmen und dem Leiter des Fachbereichs Islamische Religionspädagogik der Universität Innsbruck Herrn Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini in Anwesenheit von ca. einhundert Besuchern am 16. April 2015 feierlich eröffnet. In den Ansprachen wurde das gemeinsame Interesse der Universität, des Instituts für Fachdidaktik und des Bereiches Islamische Religionspädagogik für eine aufgeklärte und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit islamischen Themen im europäischen Kontext deutlich zu Wort gebracht.

Der an der Universität Wien lehrende islamische Religionspädagoge Univ.-Prof. Dr. Ednan Aslan machte mit dem Thema „Innerislamischer Diskurs zur Pluralität in der islamischen Theologie“ den Auftakt.

In seinem Vortrag stellte Prof. Aslan die unterschiedlichen Standpunkte zur Religionsvielfalt im islamischen Diskurs dar und informierte über mögliche Auswirkungen bestimmter Positionen auf den europäischen Kontext. In diesem Rahmen wurden die Theorien Inklusivismus, Exklusivismus und Pluralismus im islamischen Kontext vorgestellt. Prof. Aslan plädierte in seinem Vortrag für die Entwicklung einer politisch unabhängigen europäisch-muslimischen Theologie sowie die Wahrnehmung der Selbstverantwortung in einer modernen Gesellschaft. Im Anschluss konnten die zahlreichen Anwesenden ihre Fragen an Herrn Prof. Aslan richten. Zum Ausklang gab es eine kulinarische Stärkung und Erfrischung in Form eines Buffets und damit auch die Möglichkeit zu Fortführung der Gespräche.

Im zweiten Vortrag mit dem Titel: Ghazali: „Lerne beständig, damit du Nutzen aus dem Wissen ziehst und Gutes tust!“ präsentierte Univ.-Prof. Dr. Sebastian Günther den Zugang der klassischen muslimischen Gelehrten zum Thema Bildung im Allgemeinen und islamische Bildung im Speziellen. Anhand konkreter Personen, wie zum Beispiel al-Ghazālī (gest. 1111), wurden religionspädagogische Positionen aus dem islamischen Mittelalter dargestellt, die bis zum heutigen Tag weitgehend unbekannt geblieben sind. Dadurch wurde auch die Relevanz der Bildungsaussagen klassischer muslimischer Gelehrter für die Entwicklung einer gegenwart-bezogenen islamischen Religionspädagogik im europäischen Kontext veranschaulicht.

Im darauf folgenden Vortrag von Frau Rabeya Müller, eine der erfahrensten Religionspädagoginnen in Deutschland, ging es um die Gendersensibilität im islamischen Kontext. In Ihrem Vortrag illustrierte sie mit praktischen Beispielen aus dem islamischen Religionsunterricht in Deutschland die Möglichkeiten einer gendersensiblen Interpretation des Korans im Rahmen des islamischen Religionsunterrichtes.

Die Veranstaltung wurde vom Bereich Islamische Religionspädagogik (Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini und Mag.a Fatima Cavis) am Institut für Fachdidaktik organisiert.

Die Veranstaltung wurde vom Bereich Islamische Religionspädagogik (Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini und Mag.a Fatima Cavis) am Institut für Fachdidaktik organisiert.

 

Passend zum Thema ging es beim vierten Vortrag um das Thema: „Den Koran in anderen Zeiten zum Sprechen bringen“. In dieser Hinsicht stellte Univ.-Prof. Dr. Ömer Özsoy seinen historisch-gegenwärtig-kontextorientierten Ansatz zur Koranauslegung vor. In seinem Ansatz untermauerte Prof. Özsoy die Bedeutung der Historizität für das gegenwartbezogene Koranverständnis. Er stellte sich offen gegen die Universalisierung der Aussagen des Korans und plädierte für die Berücksichtigung des Entstehungskontextes als Voraussetzung für einen angemessenen Zugang zum koranischen Text.

Der darauf folgende Vortrag behandelte die Bedeutung der rechtsstaatlichen Säkularität für die Entwicklung einer islamischen Theologie in Europa. Als Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über Religions- und Weltanschauungsfreiheit und Autor mehrerer Publikationen über Säkularität und Islam stellte Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt die Problematik in diesem Bereich sowohl aus der theoretischen als auch aus der praktischen Perspektive dar. In seinem Vortrag unterstrich er die Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit im Kontext der Säkularität als Garant für Menschenrechte und damit verbunden auch für Religionsfreiheit. Auch wurden verschiedene Formen von säkularen Staaten dargestellt und auch die Bedeutung der rechtsstaatlichen Säkularität zur Entstehung einer unabhängigen Theologie untermauert. Nach Professor Bielefeldt sollte sich die Theologie explizit mit der rechtsstaatlichen Säkularität auseinandersetzen und diese auch kultivieren und damit auch die eigene Unabhängigkeit sichern.

Die zweitwichtigste Quelle der islamischen Theologie, die Sunna, wurde durch den Gießener Professor für islamische Theologie und ihre Didaktik, Herrn Univ.-Prof. Dr. Yasar Sarikaya, in seinem Vortrag erläutert. Im Rahmen seins Vortrages behandelte Prof. Sarikaya die hermeneutischen, methodischen und didaktischen Fragen in Bezug auf die Anwendung der Hadithe im islamischen Religionsunterricht und stellte sein eigenes Konzept vor.

Zum Abschluss der Ringvorlesung widmete sich Frau Univ.-Prof.in Dr.in Lejla Demiri einem eher interreligiösen Thema. Dabei ging es um die Grundlagen des scriptural reasoning und die Vorgangsweise der klassischen muslimischen Gelehrten im Umgang mit anderen heiligen Texten. Anhand der Werke von Naǧm ad-Dīn Sulaimān ibn ʿAbd al-Qawī aṭ-Ṭūfī (gest. 1316) wurde verdeutlicht, wie sehr sich muslimische Gelehrte dieser Zeit bemüht haben, die Bibel zu verstehen, um daraus wertvolle Informationen für das Verständnis des Korans abzuleiten.

Aufgrund der hohen Besucherzahl sollen ähnliche Themen auch in Zukunft im Rahmen verschiedener Veranstaltungen angeboten werden.

(Zekirija Sejdini und Mehmet Tuna, Institut für Fachdidaktik, Bereich Islamische Religionspädagogik)