Geschichte der lateinischen Literatur Tirols

Die erste Literaturgeschichte, die die gesamte neulateinische Literatur eines regional begrenzten Gebietes - nämlich Tirols - ohne zeitliche oder thematische Einschränkungen darstellt, wurde am Montag in der Nationalbibliothek in Wien vorgestellt.
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v.l.n.r.: Lav Subaric, Karlheinz Töchterle, Florian Schaffenrath und Martin Korenjak

"Tyrolis Latina - Geschichte der lateinischen Literatur", so lautet der Titel eines im Wiener Böhlau Verlag erschienenen, weit über tausend Seiten starken Werkes, das am Montag in der Österreichischen Nationalbibliothek von den Herausgebern Martin Korenjak, Florian Schaffenrath, Lav Subaric und Karlheinz Töchterle der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Unter den Gästen waren unter anderem der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler, Bundesrats-Präsident Georg Keuschnigg, die Geschäftsführerin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft Claudia Lingner, der Vizerektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien Josef Ebenbichler, der Uniratsvorsitzende der Universität Innsbruck Johannes Michael Rainer und der Uniratsvorsitzende der Universität Wien Max Kothbauer. Die zahlreich erschienene interessierte Öffentlichkeit freute sich auch über die Grußworte der Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek Johanna Rachinger. In den Sammlungen der Nationalbibliothek werden zahlreiche Drucke und Handschriften aufbewahrt, die eine Grundlage für die Arbeit an der "Tyrolis Latina" darstellten.

Es handelt sich bei „Tyrolis Latina“ um die erste Literaturgeschichte, die die gesamte neulateinische Produktion eines regional begrenzten Gebietes (historisches Tirol: Nord- und Osttirol, Südtirol, Trentino) ohne zeitliche oder thematische Einschränkungen darstellt. Das Werk ist nach Epochen eingeteilt, wobei jeweils für die Kulturgeschichte markante Ereignisse (wie etwa die Gründung der Innsbrucker Universität 1669) als Grenzmarken dienen. Innerhalb dieser Epochen werden der Reihe nach verschiedene Gattungen (z.B. Geschichtsschreibung, Rhetorik oder Medizin) vorgestellt, sodass die beiden Bände nicht nur für Philologen, sondern auch für eine Reihe weiterer Disziplinen mit Gewinn zu benutzen sind.

Neulatein, d.h. das seit Petrarca (14. Jh.) geschriebene Latein der Humanisten, wurde von der universitären Forschung lange Zeit vernachlässigt, da sich weder die der Antike verpflichteten Klassischen Philologen noch die an den Nationalsprachen interessierten Neuphilologen für diese Literatur, die das klassische Latein an Umfang um ein Vielfaches übersteigt, zuständig sahen. Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt widmet sich ein Philologenteam an der Universität Innsbruck mit großem Erfolg der Erschließung dieses neuen Forschungsfeldes.

"Es freut mich sehr, dass die Ergebnisse des FWF-finanzierten Tyrolis Latina-Projektes, das ich vor mehr als zehn Jahren gemeinsam mit meinen Kollegen initiiert habe, nunmehr vorliegen und uns einen Einblick in diese Schatzkammer der Tiroler Kulturgeschichte erlauben. Zur Fortsetzung dieses Erfolgskurses haben wir 2011 in Innsbruck ein 'Ludwig Boltzmann Institut für Neulateinische Studien' etablieren können", freute sich Wissenschaftsminister und Projektleiter der ersten Stunde, Karlheinz Töchterle.

(Christian Flatz)