Südtirol und die globale Finanzkrise

Der Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, Stefan Pan, besuchte im Rahmen des Südtiroler Perspektiven-Treffs die Universität Innsbruck. In seinem Vortrag analysierte er die Südtiroler Wirtschaftspolitik in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Perspektiventreff_Pan
V.l.n.r.: Dr. Walter Steinmair, HR Mag. Rosa Maria Reinalter-Treffer, Dr. Stefan Pan, Vize-Rektor Prof. Dr. Roland Psenner

Studierende und Angehörige der Universität Innsbruck haben in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit, renommierten Fachleuten und Personen des öffentlichen Lebens aus Südtirol zu verschiedenen aktuellen Themen und Fragestellungen vor Ort zu begegnen und mit diesen in Diskussion zu treten. Dies ist der laufenden Vortragsreihe mit dem Titel „Südtiroler Perspektiven-Treffs“ zu verdanken, die vom Büro für Südtirolagenden der Universität Innsbruck unter der Leitung von Frau HR Mag. Rosa Maria Reinalter-Treffer ermöglicht wird.

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe besuchte Dr. Stefan Pan, Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, das Unterrichtsmodul zum „Italienischen Steuerrecht“ für das Studium der Wirtschaftswissenschaften, das von Dr. Walter Steinmair und MMag. Klaus Rier angeboten wird, und referierte am 9. Mai 2012 in einem öffentlichen Vortrag zum hochaktuellen Thema „Südtirol in der Finanzkrise: Wirtschaftspolitische Betrachtungen“.

Nach einführenden Worten von Vize-Rektor Prof. Dr. Roland Psenner und Dr. Steinmair präsentierte Dr. Pan seine Betrachtungen zur gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise in beeindruckend fundierter Art und Weise. Als Geschäftsführer eines global tätigen Lebensmittelunternehmens (Pan Tiefkühlprodukte GmbH mit Sitz in Leifers/Südtirol), der gleichzeitig auf eine solide universitäre wirtschaftswissenschaftliche (Aus)-Bildung zurückgreifen kann, gelang es ihm hervorragend, die wirtschaftspolitischen Kernthemen unserer Zeit in theoretischer und praktischer Hinsicht zu veranschaulichen und diese auf die italienische und Südtiroler Realität umzumünzen.

Dabei beurteilte Dr. Pan die italienische Wirtschaftslage nicht unbedingt als aussichtlos, wie diese so oft in verschiedenen Medien dargestellt wird. Vielmehr sei die italienische Wirtschaft, als drittgrößte des EU-Raumes, als durchaus nachhaltig und solide einzuschätzen mit einem mittelfristig großen Wachstumspotential. Das Hauptproblem sei jedoch die sich nun schon seit Jahrzehnten hinziehende Krise der öffentlichen Haushalte, welche in den letzten Jahren infolge der globalen Finanzkrise einen stärkeren Einfluss auf die Marktsituation Italiens ausübe. Neben chronisch leeren Staatskassen seien aber auch die mangelnde Effizienz der italienischen Verwaltung (insb. der Gerichtsverwaltung) und der verkrustete Arbeitsmarkt ein Hemmnis für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Anhand vieler Schaubilder arbeitete Dr. Pan die neuralgischen Problemzonen sowie aktuelle Reformbemühungen heraus und verdeutlichte seine Ansichten zur wirtschaftlichen Lage. Im Vergleich zur gesamtstaatlichen stelle sich die Situation in Südtirol derzeit (noch) wesentlich besser dar. Doch auch hier zeigte der Vortragende jene Faktoren auf, die sich negativ auf die Südtiroler Wirtschaft auswirken und sparte dabei nicht mit Kritik am derzeitigen Krisenmanagement der institutionellen Entscheidungsträger. In besonderer Weise wurde dabei die Relevanz der universitären Forschung und Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Südtirol hervorgehoben.

Neben seinen fachlichen Ausführungen, die an dieser Stelle nur als Gedankensplitter wiedergegeben werden konnten, bot diese gelungene Veranstaltung aber auch die Gelegenheit einer Tuchfühlung der anwesenden Studierenden mit dem geladenen prominenten Vertreter der Südtiroler Wirtschaft. Dr. Pan berichtete von seinem Werdegang, seinen persönlichen Einschätzungen, gab Ratschläge und stand dem interessierten Publikum Rede und Antwort. Dabei sprach er dem Sammeln von internationalen Erfahrungen in Form von Austauschstudienjahren und Praktikas im internationalen Umfeld eine besonders wichtige Bedeutung für die persönliche Reifung zu. Auch ermutigte er die vielen anwesenden jungen Menschen, sich von der vermeintlichen Unnahbarkeit der politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger nicht abzuschrecken zu lassen, sondern die Courage einer konstruktiven Kontaktaufnahme und Diskussionsbereitschaft aufzubringen. Auch aus eigener Erfahrung würden diese Kommunikationskanäle beste Ergebnisse erzielen.

Insgesamt brachte der Besuch von Dr. Pan für alle Anwesenden nicht nur eine erfreuliche Abwechslung vom Universitätsalltag, sondern bot auch die wertvolle Gelegenheit einer fruchtbringenden Wissensaneignung aus erster Hand, wofür dem Vortragenden an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Diese bewährte Kombination spricht für eine Fortführung der Initiative der „Südtiroler Perspektiven Treffs“ durch das Büro für Südtirolagenden der Universität Innsbruck.

(Klaus Rier)